Liebste Freunde,
heute am 9. April jährt sich mein neues Leben schon zum zweiten Mal. Vor 24 Monaten hat der Krebs an unsere Tür geklopft. Uns ungefragt herausgefordert. Furchtbare Bilder der Endlichkeit schwirren plötzlich im Kopf, Träume werden zerstört, die Liebe auf die Probe gestellt. In kürzester Zeit gilt es, eine ganz neue Sprache zu erlernen, die der Krebserkrankung und der Therapie. Marco und ich und all die lieben Menschen um uns herum, so auch Ihr, betraten mit uns das gänzlich neue Land namens Onkologie. Nun haben wir es durchschritten.
„Leben ist, was Dir widerfährt, während du andere Pläne schmiedest.“
John Lennon
Niemals hätte ich es für möglich gehalten, dass es mir nach der Krebserkrankung und der Therapie einmal wieder gut gehen würde. Psychisch und physisch. Ich bin dafür unendlich dankbar.
Ich fühle mich lebendiger als je zuvor. Um einem erneuten Auftreten einer Krebserkrankung und schweren möglichen Spätfolgen der Chemo- und Strahlentherapie entgegenzuwirken sind psychoonkolgische Betreuung und Yoga, Muskelaufbau und viel Bewegung an der frischen Luft, gesunde Ernährung und null Alkohol, Liebe, Spaß und so wenig emotionale Belastung wie möglich Manifeste meines Lebens. Das ist gar nicht langweilig, sondern zutiefst befriedigend 🙂 Denn dazu gehören auch wieder Mountainbike-Touren, die ich so liebe. Dem voraus habe ich jedoch die schwerste und wichtigste Aufgabe meistern müssen: Sich mit dem Krebs und der Endlichkeit des Lebens auseinanderzusetzen. Niemand kann sich dauerhaft davor drücken. Nichts in unserer Gesellschaft ist so sicher wie die Tatsache, dass wir alle sterben werden. Und es macht keinen Unterschied, ob man krank ist oder einen Unfall erleidet. Vielleicht sollte man das eigene Leben deshalb öfter einmal aus diesem Blickwinkel betrachten. Und weil ich so gern zitiere:
„Wir müssen uns immer daran erinnern, dass die größte Tragödie unseres Lebens nicht darin besteht, sterben zu müssen, sondern nicht gelebt zu haben.“
Robert W. Buckingham
Ich bin eine Krebsüberlebende. So schwer dieses Wort wiegt, so gut beschreibt es den Zustand. Fatigue und Lebenshunger, Angst und Neugier treffen sich. Das Leben ist spannend. Und anstregend zugleich. Mein jetziges Leben möchte ich nicht mehr hergeben. Ich verstehe meinen Krebs als zweite Chance, als zweites Leben. Zeit, möglichst viele der eigenen Träume zu verwirklichen. Unsere Abenteuerseefahrt zum Nordkap und unsere Liebeshochzeit in der Südsee waren Höhepunkte in 2014. Es war ein wunderbares und ganz besonderes Jahr voller Glück und Liebe.
Fühlt Euch herzlich umarmt, Eure Simi