Hallo Ihr Lieben,
es ist kaum zu glauben: Heute habe ich die l e t z t e n Chemoinfusionen bekommen, hoffentlich für immer! Ich freu mich so! Es fühlt sich so unglaublich und unwirklich an vor dem Hintergrund, dass ich mich noch genau an den ersten Infusionstag erinnern kann, als wäre er gestern gewesen. Jetzt muss ich nur noch vier Tage meine „Lieblingstabletten“ schlucken und dann geht es am 24. September ins Forschungszentrum Rossendorf zur PET (Positronen-Emissions-Tomographie). Bei dieser Untersuchung macht man sich zunutze, dass Krebszellen einen deutlich erhöhten Traubenzuckerverbrauch gegenüber gesunden Zellen haben. Durch die Anreicherung mit FDG, einem mit radioaktivem Fluor markiertem Traubenzuckermolekül, hebt sich der Tumor in der PET-Bildgebung deutlich vom gesunden Gewebe ab, indem er leuchtet. Ich freue mich darauf, endlich zu erfahren, wie die Therapie angeschlagen hat und gleichzeitig habe ich natürlich Angst, dass ich leuchten werde, wie ein Weihnachtsbaum…
An dieser Stelle ganz lieben Dank an Dich, liebe Romy, für alle Infos und dafür, dass Du mich ein Stück begleiten möchtest während dieser nervenaufreibenden Untersuchung.
Fünf Monate – 160 Tage – sind nunmehr vergangen, seit ich den bösen Lymphknoten am Hals ertastet habe. 22 Wochen, in denen sich mein, unser Leben komplett verändert hat. Krebs lehrt, Augenblicke zu lieben und die Welt mit anderen Augen zu sehen. Mit der Diagnose drängt sich der echte, wirkliche Tod – nicht die schnell wieder vergessene Unbehaglichkeit bei den täglichen Nachrichtenschlagzeilen „Tote durch Anschläge“ oder ähnliches, sondern der reale Tod – mit aller Macht ins Leben. Gefühle werden fast ausschließlich in den Kategorien „himmelhoch jauchzend“ oder „zu Tode betrübt“ erlebt. In Gedanken erklimmt man unentwegt höchste Berge oder durchschreitet tiefste Täler. Es werden aber auch immer neue Wege und Brücken sichtbar. Man lernt, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Man lernt, den Moment zu lieben: Vergangene Woche saß ich in der Buchhandlung und schlürfe Milchkaffee, als die Bedienung mich aus meinen in ein Buch vertieften Gedanken riss mit der Frage „Sind die echt?“ Erschrocken blickte ich auf. Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf. „Ihre Wimpern?“ fügte die Dame hinzu und auf meinem Gesicht machte sich ein erleichtertes Lächeln breit. Ja, antwortete ich voller Stolz und konnte mein Glück kaum fassen. Sie war nicht auf meine unechten Haare aufmerksam geworden, sondern auf meine echten Wimpern. 😳
Fühlt Euch ganz lieb gedrückt! Ich bin so unendlich dankbar für Eure wundervolle Unterstützung! ♥
Eure Simi